Epuliden bei einem Boxer

Dr. med. vet. P. Müller • November 1, 2020

SAXO, Boxer, männlich-kastriert, 7 Jahre alt



Seit längerer Zeit riecht Saxo schlecht aus dem Maul; manchmal zeigt der Rüde auch Zahnfleischbluten. Ansonsten geht es dem äusserst vitalen Hund gut.


Untersuch und Diagnosestellung

Mit etwas Geduld lässt sich Saxo die Maulhöhle recht gut zu untersuchen. Wir treffen eine bei Boxern häufige Situation an: Das Zahnfleisch entlang der Innen- und Aussenseite aller Zähne weist massive Wucherungen auf, welche die Zähne teilweise komplett bedecken. Zwischen Zähnen und den Wucherungen lagern sich Futterreste und Bakterienrasen ab, welche zum fauligen Maulgeruch führen; kaut der Hund auf harten Gegenständen, bluten die Wucherungen leicht. Saxo leidet an einer massiven Bildung von Epuliden - eine typische Boxerproblematik.


Therapie

Am nächsten Morgen staunt unsere Praxisassistentin nicht schlecht - der Igel ist aus seinem Käfig ausgebüxt und ist nicht mehr auffindbar! Erst nach längerer Suche finden wir das Tier unversehrt unter dem Futter-Vorratsgestell am anderen Ende der Praxis und wir können den kleinen Ausbrecher in seine Box zurückbringen. Offensichtlich hat das Tier es geschafft, den Sicherungsbügel der Boxentüre beiseitezuschieben und hat den Sprung aus ca 1m Höhe unverletzt überstanden. Mit einem Karabiner sichern wir den Bügel gegen weitere Fluchtversuche


Wissenschaftliches

Epuliden sind Schleimhautwucherungen, welche insbesondere entlang der Zahnreihen, aber auch am Gaumen oder anderen Orten auftreten können. Beim Hund werden 4 verschiedene Gewebetypen unterschieden, die häufigste Form ist der fibromatöse Epulis. Der Boxer ist bezüglich der Bildung von Epuliden sehr stark betroffen; praktisch bei jedem älterwerdenden Tier finden sich diese Wucherungen. Die meisten Epuliden wachsen langsam und sind gutartig; gewisse Typen können aber auch in den Knochen einwachsen. Zur Therapie werden bei gutartigen Fällen die Wucherungen mit dem Elektrokauter oder Laser abgetragen. Da sich das Gewebe aber bis in die Zahnfächer erstrecken kann, wachsen sie nach Entfernung häufig langsam wieder nach. Erst eine radikale Entfernung unter Opferung der häufig noch gesunden Zähne würde eine grössere Chance auf langfristige Heilung bieten. Bei bösartigen Epulidentypen muss zur kompletten Entfernung eine Mitenfernung von Kieferknochen erfolgen - eine deutlich invasivere Prozedur.

© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet

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