Seit dem Vortag belastet die junge Kätzin ihr linkes Vorderbein nicht mehr. Die Besitzer haben schon Schmerzmittel verabreicht, was aber das Problem nicht gelöst hat. Da die Katze Freigang geniesst, besteht der Verdacht, dass sie einen Unfall erlitten hat
Die Katze weist äusserlich keine Wunden auf. Beim Abtasten scheint das Tier aber in der Schultergegend schmerzhaft; bei der Manipulation des Schultergelenks ist ein reibendes Gefühl feststellbar (sogenannter Krepitus). Wir fertigen Röntgenbilder des linken und zum Vergleich des gesunden rechten Vorderbeines an.
Zum Vergleich: Der gesunde rechte Oberarm
Die Fraktur muss chirurgisch versorgt werden, weshalb wir Zelda an eine nahegelegene chirurgische Überweisungspraxis überweisen. Dort wird der Bruch operativ mittels 3 Nägeln versorgt. Die postoperativen Röntgen zeigen eine gute Reposition (Wiederherstellen der normalen Anatomie des Knochens). Nun muss Zelda leider noch einige Wochen in ihrer Bewegung eingeschränkt werden (Boxenruhe), damit der Bruch gut heilen kann - glücklicherweise schreitet die Knochenheilung in diesem jungen Alter aber schnell voran.
Fünf Wochen postoperativ fertigen wir erneut Röntgen an - die Fraktur verheilt schön, und Zelda läuft lahmheitsfrei. Die "Haftbedingungen" der Katze werden erleichtert (sie darf sich nun frei in der Wohnung bewegen), später darf sie dann wieder Freigang geniessen.
Der wachsende Knochen von Jungtieren unterscheidet sich in seinem Aufbau vom Knochen eines ausgewachsenen Tieres.
Einerseits ist die Elastizität des Knochens deutlich höher, weshalb sogenannte Grünholzfrakturen möglich sind: Der Knochen bricht oder splittert nicht komplett, sondern erleidet einen Teilbruch, bei welchem die Knochenhaut unversehrt und die beiden Frakturenden aufeinander stehen bleiben. Die Heilung einer Grünholzfraktur ist aufgrund des altersbedingt sehr aktiven Knochenstoffwechsels und der erhaltenen Knochenhaut sehr schnell. In aller Regel reicht zur Therapie ein Schienenverband oder, falls ein Verband unmöglich ist, Käfigruhe.
Andererseits weisen die Knochen sogenannte Wachstumsfugen (Epiphysenfugen) auf. In diesen Zonen am Ende der Knochen findet das Längenwachstum statt; sie bestehen aus weniger stabilem Knorpelgewebe. Im Zuge des Wachstums verkalkt das neugebildete Knorpelgewebe zu Knochengewebe; am Ende des Wachstums verkalken dann auch die Wachstumsfugen selbst. Im Röntgen sind diese Wachstumszonen als schwarze Striche erkennbar - hier ist der Knochen weniger röntgendicht.
Frakturen bei Jungtieren finden häufig in diesen weniger stabilen Epiphysenfugen statt. Zur Reparatur werden meist Marknägel verwendet, welche in einer verkeilenden Art in den Knochen gebohrt werden. So kann der Knochen entlang der Nägel weiter wachsen; ausserdem ist bei dieser Methode zur Fixation nicht auf beiden Seiten der Fraktur ein längeres Knochenstück nötig (wie zum Beispiel bei einer Verplattung). Falls die Nägel nicht stören, können sie belassen werden und werden zT vom wachsenden Knochen richtiggehend "überwuchert".
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