Merlin kehrt von einem Spaziergang am Sonntag Morgen mit einer Verletzung in der Bauchregion zurück. Besorgt stellen die Besitzer fest, dass der junge Kater blutet und in der Wunde rosafarbenes Gewebe zu sehen ist.
Merlin scheint sehr schmerzhaft, weshalb nach einer kurzen Allgemeinuntersuchung die Wunde unter Narkose ausgeschoren und begutachtet wird. Es stellt sich heraus, dass es sich beim beobachteten Gewebe um aus dem Bauchraum vorgefallenes Bauchfett handelt - offenbar hat sich die Katze eine gravierende Pfählungsverletzung in die Bauchhöhle zugezogen. Möglicherweise hat er sich an einem Armierungseisen auf der nahegelegenen Baustelle verletzt.
Zur Untersuchung des Bauchraums wird die Wunde erweitert und aufgefrischt. Beim vorgefallenen Material handelt es sich um das sogenannte "Grosse Netz", einem haupsächlich aus Fett bestehenden Gewebe, welches in der Bauchhöhle der Immunabwehr und Fettspeicherung dient. Das Loch in der Haut und der Bauchwand hat etwa 2 cm Durchmesser. Glücklicherweise sind alle Bauchorgane wie der Magen-Darmtrakt, Milz, Harnblase, Nieren und Leber unversehrt geblieben. Auch sind keine Darmschlingen durch das Loch an die Aussenwelt gelangt und beschmutzt worden, es ist auch kein Fremdmaterial in der Bauchhöhle zu finden.
Das vorgefallene und beschädigte Fettgewebe wird entfernt, die Bauchwunde gespült und in mehreren Schichten unter Einlegen eines Drains genäht. Merlin wird hospitalisiert, erhält Schmerzmittel und Antibiotika sowie eine intravenöse Infusion.
In den nächsten zwei Tagen zeigt Merlin immer weniger Schmerzen und beginnt zu fressen. Die Drainage wird entfernt, und der Kater wird mit Antibiotika und Schmerzmitteln nach Hause entlassen. 10 Tage nach der Operation ziehen wir die Fäden - Merlin geht es wieder bestens, und die Wunde ist schön verheilt.
Unter Pfählungsverletzungen versteht man Wunden, welche durch Stichverletzungen mit grösseren Gegenständen wie Stöcken oder Stangen entstehen. Obwohl die Einstichstelle häufig recht harmlos aussieht, können Pfählungen bei tiefem Eindringen schwerstgradige Schäden anrichten oder Fremdkörper (bei Stöcken z.B. Rinde) hinterlassen, welche eine Heilung verhindern. Idealerweise sollte das Tier notfallmässig vorgestellt und (falls möglich) der Fremdkörper in der Wunde belassen werden, damit er unter kontrollierten Bedingungen unter Narkose entfernt werden kann. Befindet sich der Fremdkörper zum Zeitpunkt der Begutachtung durch den Tierarzt nicht mehr in der Wunde, ist eine gründliche Untersuchung des Stichkanals unter Narkose sehr wichtig.
© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet
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