Rachenfremdkörper bei einem Hund

Dr. med. vet. P. Müller • December 1, 2022

SPIKE, Französische Bulldogge, männlich-kastriert, 1 Jahr alt


Spike liebt seine Kauknochen. Soeben hat er aber über die Stränge geschlagen und versucht, ein grosses Stück ganz zu verschlucken - seither würgt er forwährend und erschien kurzzeitig gar etwas bläulich, was seine Besitzerin veranlasst hat, sofort die Praxis aufzusuchen.


Untersuch und Diagnostik

Der sonst fröhliche junge Rüde scheint deprimiert und schluckt fortwährend leer, mehrfach würgt er auch eine grosse Menge weissen Schaums hervor. Ansonsten ist der Untersuch unauffällig. Gegenstände, welche zu gross zum normalen Abschlucken sind, bleiben in der Speiseröhre meist im Brustkorb auf Höhe des Herzens stecken. Erstaunt stellen wir auf einem Röntgen aber fest, dass sich an dieser Stelle kein Fremdmaterial befindet. Hingegen scheint die im Röntgen ganz am Rande erkennbare Rachenregion verdächtig.


DIagnose und Therapie

Spike erhält eine leichte Sedation - vorsichtshalber halten wir Material zum Einsetzen eines Tracheotubus (Luftröhrenschlauch) bereit, falls der Hund plötzlich Mühe mit Atmen haben sollte. So lässt sich die Rachenregion gut untersuchen - tatsächlich ist im Rachenbereich ein weisses Objekt zu sehen! Mit einer Fremdkörperzange lässt es sich gut fassen; es braucht aber einige Anläufe um den sehr grossen und im Rachen verkeilten Fremdkörper zu entfernen. Wir staunen nicht schlecht - das Kauknochenstück misst wohl 6 Zentimeter! Eine abschliessende Inspektion zeigt, dass Kehlkopf und Rachen unverletzt sind, und Spike wird mittels einem Gegenmittel aus der Sedation geweckt.


Wissenschaftliches

Wie diverse unserer Fallberichte zeigen, sind Fremdkörper bei Hunden und Katzen an den unmöglichsten Stellen aufzufinden. Dass ein Hund ein derart grosses Objekt ganz zu schlucken versucht, ist aber eine Seltenheit. Spike hatte Glück im Unglück - einerseits, dass der Kauknochen den Eingang in die Luftröhre nicht vollständig verschloss (was zum Ersticken geführt hätte); andererseits, weil seine Besitzerin sofort reagierte und den Hund umgehend in die Praxis brachte, damit ihm geholfen werden konnte.


© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet

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