Für einmal stellen wir mit unsem Praxiskater "Zipfu" ein gesundes Tier als "Fall des Monats" vor. Zipfu hat zwar kürzlich eine Mittelohrentzündung überstanden, ist aber ansonsten gesund und munter. Seine Aufgaben als Maskottchen und Supervisor des Praxisbetriebs werden mit Futter und viel Streicheleinheiten entlöhnt; manchmal erhält unser Kater auch Zusatzaufgaben wie "Model für unsere Weihnachtskarten" oder im aktuellsten Fall einen Einsatz als Testpatient zugeteilt.
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist, insbesondere bei Katzen, eine recht häufige Hormonerkrankung. Durch fehlendes oder ungenügend wirksames körpereigenes Insulin steigt der Blutzucker stark an, was zu einer ganzen Serie von Folgeproblemen führt. Neben einer Futterumstellung ist meist auch eine Behandlung durch regelmässige Insulininjektionen nötig. Um die Dosis des gespritzen Insulins einzustellen, ist eine Überwachung des Blutzuckerspiegels notwendig. Traditionellerweise wurde dies mittels regelmässigen Blutentnahmen durch den Tierarzt oder allenfalls die Besitzer selbst bewerkstelligt. Da die Blutentnahmen manchmal schwierig durchführbar sind und der damit verbundene Stress die Resultate verfälschen kann, kommen in der letzten Zeit in der Veterinärmedizin vermehrt innovative Systeme aus der Humanmedizin zum Einsatz. Unser Zipfu wurde deshalb zum Wohle unserer diabetischen Patienten zum Testpiloten für das System "Freestyle Libre" befördert.
Das System besteht aus zwei Geräten: Dem Sensor und dem Lesegerät. Der Sensor ist eine flache, ca 2 cm messende Scheibe, welche mit einem speziellen Applikator auf eine rasierte Hautstelle aufgeklebt wird. Beim Aufkleben wird über eine dünne Kanüle ein feiner Fühler in die Unterhaut eingeführt, welche in regelmässigen Abständen den Zuckergehalt des Gewebes misst. Die Messwerte werden im Sensor selbst gespeichert und können kontaktlos mit dem Lesegerät oder ein Mobiltelefon und entsprechender App abgelesen und dort gespeichert werden. Der Sensor enthält eine kleine Batterie und kann während 14 Tagen Daten sammeln, danach wird er von der Haut entfernt. Die im Lesegerät oder Handy gespeicherten Daten können dann am Computer analysiert werden. Wird das Handy auf der entsprechenden Onlineplattform verknüpft, kann der Tierarzt online jederzeit auf die Daten zugreifen.
Der Gewebe-Zuckerspiegel entspricht auch bei der Katze sehr gut dem Blutzuckerspiegel, wie in einer kürzlich publizierten
Studie bewiesen werden konnte.
Die Blutzuckerüberwachung ist bei Diabetikern zentral, um die korrekte Dosis des verabreichten Insulins zu bestimmen. Da der Bedarf der Patienten sehr unterschiedlich ist und eine Insulin-Überdosis unbedingt vermieden werden muss, wird zu Therapiebeginn eine eher tiefe Dosis verabreicht. Um deren Wirkung zu beurteilen, muss ein Blutzucker-Tagesprofil erstellt werden, damit die Dosis je nach Wirkung angepasst werden kann. Umgekehrt ist es sehr wichtig, einen allfälligerweise zu tiefen Blutzucker zu erkennen, da dies zu Bewusstlosigkeit oder gar dem Tod führen kann. Bei Katzen kann der Diabetes unbemerkt in eine sogenannte Remission gehen, bei der wieder genügend körpereigenes Insulin eine Wirkung entfaltet. Wird dann zusätzlich noch Insulin gespritzt, erleidet die Katze eine Unterzuckerung.
Der grosse Vorteil des Sensor-Systems ist, dass der aktuelle Blutzucker jederzeit ermittelt werden kann, indem der Sensor abgelesen wird. Die manchmal technisch schwierige Blutentnahme entfällt. Wird der Sensor regelmässig abgelesen, kann ein lückenloses Profil erstellt werden (siehe Grafik unten); bei repetierten Blutentnahmen bestehen zwischen den einzelnen Datenpunkten zwangsläufig Lücken. Das kontaktlos erstellte Profil ist zuverlässiger, weil der Stress der Blutentnahme entfällt, welcher den Blutzuckerwert verfälschen kann. Der Kostenpunkt eines 14 Tage lang messenden Sensors (ca. 80.-) und des Lesegeräts (ca 90 - 120.-) ist überschaubar.
© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet
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