CHARLY, Hauskatze, männlich-kastriert, 6 Jahre alt

Charly wird uns als Notfall vorgestellt - die Besitzer haben festgestellt, dass das Tier stark zittert und unsicher auf den Beinen ist.

Charly

Untersuch

Charly zeigt am ganzen Körper einen feinschlägigen Tremor (Zittern), er ist unsicher auf den Beinen und weist eine starke Überempfindlichkeit auf Geräusche und helles Licht auf. Seine Pupillen sind erweitert und sein Sehsinn ist eingeschränkt. Das Fell ist in der Nacken- und Rückengegend stellenweise ölig verklebt.

Diagnose

Ein kurzer Rückruf an den Besitzer bestätigt unseren Verdacht: Der Katze wurde ein für Hunde bestimmtes Präparat zur Bekämpfung von Flöhen und Zecken auf die Haut aufgetragen, welches die Besitzer vom inzwischen verstorbenen Familienhund noch übrig hatten. Der Umstand, dass Katzen diesen Wirkstoff nicht vertragen, ist auf der Packung nur mit einem kleinen Warnhinweis vermerkt (roter Pfeil) und war den Besitzern entsprechend entgangen.

JIMI, Hauskatze, männlich-kastriert, 7 Jahre alt

Therapie

Die mit dem Medikament benetzten Fellpartien werden ausgeschoren und die unterliegende Haut mit lauwarmem Wasser und einer milden Seife gewaschen. Charly erhält eine Infusion zur Kreislaufstützung und wird zur Beobachtung in einer abgedunkelten Box hospitalisiert. Betroffene Katzen können schwere Symptome (epileptische Krämpfe) entwickeln und sogar versterben. In schweren Fällen müssen krampflösende Mittel und Medikamente, welche die Wirkstoffausscheidung beschleunigen, verabreicht werden.

Weiterer Verlauf

Glücklicherweise verbessern sich die Symptome von Charly stetig, so dass er am nächsten Tag wieder gesund entlassen werden kann.

Wissenschaftliches

Katzen unterscheiden sich in ihrem Stoffwechsel stark von Hunden und Menschen. Diverse Medikamente (z.B. Schmerzmittel für Menschen wie Paracetamol und Ibuprofen, Antibabypillen oder Parasitenmittel für Hunde) sowie Pflanzen (z.B. Lilien) sind für Katzen sehr gefährlich.

Beim für Charly problematischen Wirkstoff handelt es sich um Permethrin, ein Medikament, das zur Stoffgruppe der Pyrethroide gehört. Der Leberstoffwechsel der Katzen baut diese Medikamentengruppe nur langsam ab, ausserdem können aufgrund des Fellpflegeverhaltens grössere Mengen oral aufgenommen werden - die Folge sind hohe Konzentrationen des Wirkstoffs im Körper der Katze, was zu entsprechenden Nebenwirkungen führt. Von der Verabreichung des Präparates bis zur Entwicklung von Symptomen vergehen im Mittel 12 Stunden, in Einzelfällen gar bis zu 72 Stunden. Werden die Katzen rechtzeitig medizinisch behandelt, ist die Prognose meistens gut.

Auf der Website des Tierarzneimittelkompendiums finden sich Informationen zu diversen für Tiere problematischen Wirkstoffe (Clinitox). Wird das Verschlucken einer Fremdsubstanz beobachtet, sollte umgehend ein Tierarzt oder das Toxzentrum kontaktiert werden. So kann eruiert werden, ob die Substanz problematisch ist; wird das Tier rechtzeitig als Notfall vorgestellt, kann ein Erbrechen ausgelöst werden, damit die Fremdsubstanz gar nicht erst im Körper aufgenommen wird. Wird ein giftiges Präparat irrtümlich auf die Haut aufgetragen, sollten die meist öligen Produkte schnellstmöglich mit lauwarmem Wasser und einer milden Seife ausgewaschen werden.

© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet

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